Parkanlage Hohenstein

Die Parkanlage Hohenstein ist ein in Anlehnung an englische Landschaftsparks gestalteter Stadtwald mit Ausflugslokal (Parkhaus Hohenstein) und Staffagearchitektur (Bergerdenkmal, Haarmannstempel, Dönhoffbrunnnen), mit verschiedenen Ziergehölzen sowie einer großen Spielwiese mit Spielplatz und ausgedehnten Wildgehegen. Der Kernbereich wird eingegrenzt durch ein elliptisches Wegesystem, in dessen Inneren sich die wesentlichen architektonischen Akzente und die offenen Wiesenflächen befinden. Im daran anschließenden umgebenden Bereich dominiert der Stadtwald mit Tiergehegen.

Der Hohenstein war ehemals Markengrund (Gemeinheitsgrund, Allmende) und wurde seit 1788 zur bäuerlichen Bewirtschaftung aufgeteilt. In Folge dieser Markenteilung wurde der Wald überwiegend gerodet. Von 1891 bis 1895 konnten von der Stadt Witten große landwirtschaftliche Flächen aufgekauft werden mit dem Ziel, der zahlreich gewordenen Wittener Industriebevölkerung einen Erholungsort zu schaffen. So wurde die landwirtschaftliche Fläche durch die städtische „Hohensteinkommission“ zu einer Wald- und Parkanlage umgestaltet und für die Bevölkerung geöffnet. Der Hohenstein als eine der frühen Volksparks im Ruhrgebiet dokumentiert somit eine wichtige stadtbaugeschichtliche und gesellschaftspolitische Entwicklung im Zeitalter der Industrialisierung, die auf die Kulturkritik des 19. Jahrhunderts zurückgeht.

Parkhaus Hohenstein:

Die vom Stadtbauamt Witten im Kern des Landschaftsparks errichtete Ausflugsgaststätte zeigt sich als ein- bis zweigeschossiges Putzgebäude im vereinfachenden Jugendstil mit barockisierenden Dachformen. Das Gebäude wurde 1914 vollendet. Der Grundriss wird bestimmt durch einen Saaltrakt unter großem Mansardwalmdach mit altdeutscher Schiefereindeckung und kleinen Dachreitern. An den Stirnseiten des Saaltraktes setzt je ein Querflügel ebenfalls unter Mansardwalmdächern an.  Die Querflügel werden flankiert von je zwei Ecktürmen mit geschwungenen Haubendächern und aufgesetzten Turmspitzen. Die Fenster sind mit Dreiecksgiebeln bekrönt.

Vor der Nordfassade breitet sich eine Gartenterrasse aus,  die an der Westseite durch eine einen Viertelkreis bildende Pergola gefasst wird. Die ursprüngliche Pergola an der Ostseite ist abgebrochen. Die Pergolen enden in quadratischen, offenen Pavillons auf vier Doppelsäulen. Vor der Gartenterrasse breitet sich die Parkanlage mit altem Baumbestand und einer Wiese mit glockenförmigem Grundriss aus.

Der östliche Anbau eines Bettenhauses stammt aus den 1980er Jahren während der Nutzung des Hauses als Europa-Akademie.

Das Parkhaus Hohenstein ist ein typisches Ausflugslokal aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Es symbolisiert das frühere gesellschaftliche Leben Wittens und hat das Bewusstsein der Bevölkerung stark geprägt.

Haarmannstempel:

Der kleine antikisierende Rundtempel kann als Unterstand und Aussichtspunkt genutzt werden. Er hat die Gestalt eines Oktogons über toskanischen Säulen unter barockisierendem Schweifdach und kann ebenso wie das Parkhaus dem vereinfachenden Jugendstil zugeordnet werden.

Der um 1915 entstandene Rundtempel steht als Staffagearchitektur in der Tradition des Landschaftsgartens. Mit dem Bergerdenkmal verbindet ihn eine Sichtachse, mit dem Parkhaus Hohenstein eine Wegeachse, die allerdings durch Bepflanzungen in ihrer Breite eingeschränkt ist.

Bergerdenkmal:

Der 20 m hohe Aussichtsturm über dem Ruhrtal ist aus Ruhrsandstein-Quadern errichtet. Die Zugangsseite verfügt über eine Freitreppe zu einem Podest, während ruhrseits ein weiteres halbkreisförmiges Podest mit Steinpfostengeländer und Ecksäulen angeordnet ist, das als Aussichtskanzel über dem Berghang zum Ruhrtal ausgreift.

Das Bergerdenkmal wurde 1902 auf dem 1891 von der Stadt erworbenen Waldgelände des Hohenstein errichtet zu Ehren des Industriellen Louis Berger. Louis Constans Berger leitete zeitweise die von seinem Vater Carl Berger gegründete Wittener Gussstahlfabrik, war seit 1865 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, 1874 – 1881 des Reichstages, und Mitbegründer und Förderer der Turngemeinde Witten von 1848, auf deren Anregung die Errichtung des Denkmales zurückgeht.

Das turmartige Denkmal im wilhelminischen Monumentalstil ist ein Dokument des Zeitgeistes in Witten um die Jahrhundertwende. Die Leistungen der Industriellen-Familie für die wirtschaftliche, politische und kulturelle Entwicklung werden der Bevölkerung repräsentativ vor Augen geführt. Das Denkmal steht bau- und geistesgeschichtlich in der Tradition des monumentalen Nationaldenkmales des 19. Jahrhunderts.

Dönhoff-Brunnen:

Die einstige Brauerei Dönhoff am Crengeldanz stiftete den Brunnen im öffentlichen Park zu ihrem hundertjährigen Bestehen  am 15. September 1914.

Republikaner-Denkmal:

Das Denkmal für die republikanischen Politiker Friedrich Ebert, Walter Rathenau und Matthias Erzberger besteht aus einem Sockel aus aufgeschichteten und vermörtelten, unbehauenen Ruhrsandsteinbrocken und einem nach oben spitz zulaufendem, grob behauenem, ca. 2 m großem Sandstein, der obeliskartig auf dem Sockel aufgestellt ist. Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt ca. 3,50 m. Auf dem größten Steinbrocken des Sockels sind auf der Vorderseite Reste einer ursprünglichen Inschrift zu erkennen, ebenso an kleinem Steinbrocken des Sockels auf der Südseite. Auf dem obeliskartigen Sandstein sind 3 metallene Reliefplaketten der Köpfe der 3 Politiker angebracht.

Das Denkmal wurde im August 1926 errichtet. Aus dieser Zeit stammen noch der Sockel und die Ecksteine. Der ursprüngliche obeliskartige Findling und die daran befestigten in Metall gegossenen Portraitreliefs sind verloren. Der große Sockelstein trug ursprünglich die Inschrift: „Den drei großen Republikanern Erzberger-Rathenau-Ebert gewidmet“. Das Denkmal wurde vom republikanischen Schutzbund „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ errichtet und war ein unter großer Anteilnahme der Bevölkerung gesetztes politisches Zeichen republikanischer Gesinnung. In dem Bezug auf die persönlichen Schicksale dieser 3 Politiker wurde der Kampf um die (Weimarer) Republik symbolhaft zum Ausdruck gebracht.

Das Republikaner-Denkmal ist ein in Deutschland äußerst seltenes Zeichen republikanischer Gesinnung aus der Zeit der Weimarer Republik.

Aufgrund seines Aufstellungsortes im „Volkspark“ Hohenstein in nicht besonders herausgehobener, sondern nur leicht erhöhter Hangposition dokumentiert es auch städtebaulich die Nähe zur Bevölkerung.

Es ist somit eines der frühesten und seltenen demokratischen Denkmäler Deutschlands. Daher ist es auch aus allgemeinhistorischen und speziell stadthistorischen Gründen bedeutend für Witten.

Altes Forsthaus:

Auf den Grundmauern eines älteren bäuerlichen Fachwerkhauses steht das Gärtnereigebäude Hohenstein 30. Es wurde 1922 von der Stadt Witten erbaut und zeigt einen traditionalistischen Stil in Anlehnung an bergische Bauweise. Es diente ursprünglich als Wohnung des städtischen Aufsichts- und Pflegepersonals für die öffentliche Parkanlage Hohenstein.