Schleusenwärterhaus Heven, Insel 1
Das eingeschossige Fachwerkgebäude unter Krüppelwalmdach mit Pfannendeckung und verschieferter Wetterseite zeigt gradlinig eingestellte Schrägstreben, drei Fensterachsen, eine vorderseitig mittig angeordnete Haustüre, Sprossenfenster und grüne Blendläden. Das Haus stammt aus dem Jahre 1835. Während 1943 durch die Möhne-Katastrophe die Schleuse selbst zerstört wurde, blieb das Schleusenwärterdienstgebäude erhalten. Es beherbergte den Schleusenwärter, dessen Aufgaben die Aufsicht und Bedienung der Schleuse waren. Die Bauformen dieser Dienstgehöfte waren durch die Oberbaudeputation des preußischen Staates entwickelt worden. Das Schleusenwärterhaus entspricht diesem Baumuster und ist typisch für die klassizistisch geprägten kleineren Bauten der öffentlichen Hand in Preußen.
Die Schiffbarmachung der Ruhr war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des Massengutverkehrs in Westfalen. Sie stand in Zusammenhang mit den Bemühungen der Berliner Zentralregierung, durch Förderung der Wirtschaft und der bergbaulichen Entwicklung des Ruhrgebietes die schweren Wunden des Siebenjährigen Krieges (1756 – 63) zu heilen. Sie setzte etwa in den frühen 1760er Jahren ein und endete als reguläre Schifffahrt um 1890.
In den Jahren 1776/80 gelang es Friedrich II. trotz territorialer Schwierigkeiten, die Ruhr durch Anlage von Schleusen zwischen Langschede bei Unna und der Mündung der Ruhr in den Rhein bei Ruhrort schiffbar zu machen. Zusätzliche technische Schwierigkeiten lagen in dem Wechsel zwischen extrem hohen und niedrigen Wasserständen der Ruhr und in der erhöhten Gefahr der Eisbildung, die durch geringe Strömung überall dort gefördert wurde, wo Stauwehre, sog. Schlachten, im Strom lagen. Es handelt sich hierbei um Steindämme, die diagonal durch den Fluss gelegt wurden und so das Wasser zum Mühlenbetrieb oder Fischfang aufstauten. Da sie zahlreich waren und vielfach auf alten Rechten beruhten, mussten sie mittels Schleusen und Schleusenkanälen umgangen werden, um ein Umladen der Güter zu vermeiden.
Durch die Herbeder Schleuse wurde auf diesem Wege die sog. Herbeder Ruhrschlacht umfahren. Dieses Wehr geht auf die frühe Ausnutzung der Wasserkraft der Ruhr durch die Herren von Haus Herbede zurück. Der abzweigende Mühlengraben betrieb das Mühlenrad an der ehem. Mühle Ruhrtal 12, diente der Kornbrennerei Ruhrtal 7 als Abwasserkanal und war ausschlaggebend bei der Standortwahl des Edelstahlwerkes Lohmann, das zu den frühen Industriebetrieben Wittens gehört.
Entlang der Ruhr wurde zudem ein besonderer Weg angelegt, der dazu diente, mit Hilfe von Pferden die Schiffe stromaufwärts zu ziehen. Der sog. Leinpfad bestand ursprünglich aus einem unbefestigten Uferstreifen. Später wurde er durch Steinschüttungen befestigt, geebnet und gepflastert.
In dem Abschnitt oberhalb des Schleusenwärtergehöftes an der Schleuse ist er durch mehrere Sandschichten überschwemmt und im Zuge von Schleusenbaumaßnahmen mehrfach überhöht worden. Ein kurzer Abschnitt des Leinpfades unterhalb des Schleusenwärterhauses ist in seinem Originalpflaster noch erhalten.